Arbeitsprozess

 

 

 ALLGEMEINES

 

"Die Liebe zur Kunst und zur Literatur ist auch nach meiner Zeit als Deutsch- und Kunstlehrerin geblieben. Ich male und schreibe, wobei mal das eine, mal das andere im Vordergrund steht.

 

Beim Malen verwende ich vor allem Acrylfarbe, jedoch immer in Verbindung mit Farbstiften, Bleistift und Ölpastell. Manchmal auch collagiere ich Teilbereiche des Bildes. Alle Bilder haben ein ähnliches Thema, das sich mit „Spuren und Verdichtungen“ beschreiben lässt. Ich kratze und schreibe während der Arbeit in die Bilder hinein und übermale Verworfenes, sodass sich immer Spuren zeigen von vergangenen Arbeitsschritten. Die Bilder lassen einen Blick zu auf tiefer liegende Schichten und erinnern so an frühere Bearbeitungszustände.

 

Häufig gibt es Assoziationen zur Literatur, meistens zur Lyrik. In den Malprozess beziehe ich manchmal Verse, einfache Wörter, kurze Sätze, gängige Redewendungen ein, die sich im Zusammenhang mit dem Bild „verdichten“ können.

 

Es ist ein Spiel mit zufälligen und gesteuerten Kombinationen von Bild und Text."

 

 

VORBILDER

 

"Als künstlerische Vorbilder möchte ich Emil Schumacher, Cy Twombly und Antoni Tapies nennen.

 

Schumacher arbeitet mit dem ganzen Körper. Mit seinen starken Farben und dem kraftvollen, wilden, gestischen Herangehen werden die Bilder fast „herausgewürgt“, sind oft reliefartig. Mich beeindruckt das scheinbar Unvollkommene in der Komposition, das mit der Einfügung figürlicher Versatzstücke korrespondiert und auf eigenständige Weise verschmilzt.

 

Twombly zeigt einen beeindruckenden Mut zu einer extrem reduzierten, kindlichen Bildsprache, die jedoch durch verbale Ergänzungen mythologisch unterfüttert, intellektuell aufgewertet werden. Diese ungelenk geschriebenen, oft verschmierten Anmerkungen unterstützen die bildliche Aussage. Seine Bilder strotzen vor zufälligen Farb- und Linienbegegnungen.

 

Bei Tàpies bewundere ich die Reduzierung auf wenige Farben und das sind eher Unfarben. Symbole und die Kombination unerwarteter Materialien schaffen in seinen Arbeiten eine ganz eigene, metaphysische Aussage. Auch wenn seine Arbeiten oft spärlich ausgestattet sind, haben sie doch einen starken Ausdruck."

 

 

ARBEITSPROZESS

 

"Mich interessieren die sich beim Malen entwickelnden Prozesse, ich lasse mich beim intuitiven, spontanen Arbeiten ohne rationale Kontrolle überraschen, koordiniere Zufall und Absicht, immer ausgehend von einer inneren Imagination.

Die kompromisslos puristische Kunst, radikal frei von Inhalten, damit nicht interpretierbar, liegt mir nicht.

 

Für mich ist der Zufall Ausgangspunkt, die sich dann ergebenden oder bewusst herbeigeführten verbalen Einfügungen geben mir die Richtung vor für weitere Bearbeitungsschritte und sind vom Betrachter subjektiv deutbar. Oft verknüpfe ich meine vom Informel beeinflusste gestische Malerei mit psychisch improvisierten  poetischen Einschlüssen. Das können sich tachistisch ergebene Wortfetzen, kleine Texte oder Wörter aus der Lyrik oder Literatur sein, die sich mit dem Visuellen verbinden sollen. Fragmente oder ganze Sätze kritzele ich spontan hinein, damit diese Chiffren die Bildaussage der gestischen Bilder steigern, eine Synthese von Text und Bildaussage ermöglichen.

 

Ein bestimmtes Repertoire von Zeichen und Formen findet sich immer wieder, dieses Bild- und Zeichenvokabular schafft ein überraschendes Interieur, es sind Versatzstücke aus dem Gegenständlichen, unvollkommen Figürliches. Diese Formen meines Bilduniversums ergeben sich unprogrammatisch und sollen lediglich zur Poesie des Werkes beitragen."